Zugang zur Therapie

Ihr Zugang zur Psychotherapie

 

Liebe Patient*innen,

bevor Sie zu mir ins Erstgespräch kommen, möchte ich Ihnen einen Überblick darüber geben, wie man an eine Psychotherapie kommt, und nebenbei noch mit ein paar Mythen aufräumen. Sie dürfen aber natürlich auch gern ins Erstgespräch kommen, ohne das hier gelesen zu haben.

Leider gibt es im Bereich der Psychotherapie immer noch lange Wartezeiten.
Dies ist für die Patient*innen oft unzumutbar und für uns unbefriedigend, aber im Moment nicht zu ändern. Trotzdem lohnt es sich, dranzubleiben, denn etliche Kollegen führen gar keine Warteliste und man kann Glück haben und wo reinrutschen.

Ablauf

Das Erstgespräch

An ein Erstgespräch kommt man meistens noch relativ schnell. Eine Variante ist der Anruf bei der ärztlichen Bereitschaft 116117. Dort wird dann ein Termin für ein Erstgespräch gesucht. Genauso gut können Sie aber auch direkt bei den Therapeuten anrufen und um ein Erstgespräch ersuchen. Es gibt immer wieder einzelne freie Termine, an denen ein Erstgespräch stattfinden kann.

Bitte beachten Sie, dass dies nicht bedeutet, dass Sie einen Therapieplatz bekommen.

Das Erstgespräch ist zunächst unverbindlich und bietet eine orientierende Einschätzung. Sollten Sie nur per Mail mit mir Kontakt aufnehmen wollen, bietet sich ein Erstgespräch an, um zu prüfen, ob es überhaupt passen könnte. Es gibt kaum etwas Schlimmeres als monatelang auf einer Warteliste zu stehen und dann festzustellen, dass die Chemie nicht stimmt.

Die Warteliste

Nach einem ersten Telefonat oder Gespräch besteht die Möglichkeit, sich auf meine Warteliste setzen zu lassen.

Bitte beachten Sie, dass die Warteliste nicht von oben nach unten abgearbeitet werden kann. Wer nur um 18 Uhr oder später Termine wahrnehmen kann, wird erfahrungsgemäß länger warten als jemand, der flexibler Termine wahrnehmen kann.
Das klingt unfair, ist aber die Realität.

Der Antrag

Sollten Sie an einen Therapieplatz gekommen sein, so gibt es mehrere diagnostische Sitzungen, in denen zwei Dinge passieren.
Erstens findet bei mir eine ausführliche Diagnostik mittels Interview- und Fragebogendiagnostik statt. Und zweitens ist es für Sie die Gelegenheit, zu prüfen, ob Sie sich bei mir gut aufgehoben fühlen.

Die Erfahrung zeigt, dass Therapien, bei denen die Chemie nicht stimmt, nicht gut laufen. Das habe ich häufig von Patienten mit Vortherapien gehört. Auch wenn es bitter ist, lohnt es sich deshalb vielleicht, noch etwas länger zu warten, um bei jemandem unterzukommen, bei dem Sie sich wirklich wohl fühlen.
Eine Psychotherapie ist ja kein Besuch wie beim Orthopäden. Den muss ich nicht mögen, damit er mein Knie repariert. Mich müssen Sie auch nicht mögen, aber Sie sollten sich so wohl fühlen, dass Sie wirklich von den Dingen berichten können, die Ihnen Probleme machen.

Im Laufe der diagnostischen Sitzungen wird ein Antrag gestellt.
Hierfür wird vom Haus- oder Facharzt ein sogenannter Konsiliarbericht angefordert. Dieser dient zum Ausschluss körperlicher Ursachen für Ihre psychischen Probleme. Wenn dieser vorliegt, werden zwei weitere Formulare ausgefüllt und dieser Antrag an die Kasse gesendet.
Ich unterstütze Sie bei der Antragstellung. Die Genehmigung liegt je nach Antrag nach 3-5 Wochen vor.

Die Zwei-Jahres-Frist

Häufig höre ich in Erstgesprächen, man sei in den zwei Jahren nach Beendigung einer Psychotherapie für eine weitere Therapie „gesperrt“. Dies ist eine Fehlinformation. Eine Sperre gibt es nicht.

Wohl aber sind Therapien in diesem Zwei-Jahres-Zeitraum gutachterpflichtig.
Das bedeutet, dass ein anonymisierter Bericht in einem verschlossenen Umschlag an einen Gutachter gesendet werden muss. Dieser empfiehlt die Genehmigung der neuen Psychotherapie und die Kasse genehmigt diese dann. In diesem Bericht müssen auch Angaben zu vorherigen Therapien gemacht werden. Es hilft also sehr, wenn Sie einen Abschlussbericht von Ihrem*Ihrer Vorbehandler*in erhalten haben.
Auch Anträge auf eine Langzeittherapie sind in der beschriebenen Art gutachterpflichtig.

Die Therapie

Generell dauert eine Sitzung 50 Minuten.
Für besondere Interventionen kann es erforderlich sein, eine Doppelsitzung zu veranschlagen, dies besprechen wir im Einzelfall. Üblicherweise finden die ersten Kontakte wöchentlich statt, was ach eine große Verpflichtung für die eigene Gesundheit ist. Wenn es Ihnen dann besser geht, wird die Behandlungsfrequenz reduziert.

Wir sehen uns dann vielleicht nur noch alle zwei oder drei oder vier Wochen. Wie lange die Behandlung dauert, lässt sich anfangs nicht immer vorhersagen. Manche Störungen sind in 12 Sitzungen erledigt, andere brauchen länger. In der Verhaltenstherapie sind bis zu 80 Sitzungen möglich.

Das Fazit

Der Weg in die Psychotherapie ist mit einigen Hürden gepflastert.
Das Nadelöhr sind leider immer noch die nicht ausreichend zu Verfügung stehenden Plätze, aber es lohnt sich, sich für die eigene psychische Gesundheit einzusetzen.

Ich und die Kollegen in den anderen Praxen bemühen uns nach Kräften, Sie dabei zu unterstützen.